An dieser Stelle informieren wir Sie gerne in unserem Projektarchiv über bereits abgeschlossene Kooperationen und Modellprojekte der Jugendhilfe Göttingen e.V.

Als freier Träger unterstützte die Jugendhilfe Göttingen die Arbeit mit Jugendlichen in der Jugendarrestanstalt Verden Abteilung Göttingen. Diese befindet sich auf dem Gelände des Offenen Jugendvollzuges. Gemäß Vollstreckungs- und Einweisungsplan des Landes Niedersachsen werden Arrestant*innen im Alter zwischen 14 – 21 Jahren aufgenommen. Neben Freizeit- und Kurzarrest werden vor allem Dauerarreste bis zu max. vier Wochen Dauer vollstreckt.

Die Jugendhilfe Göttingen bot in der Jugendarrestanstalt ein umfangreiches Förder- und Bildungsangebot. Es enthielt zudem gezielte Einheiten zur Suchtprävention, Schuldenberatung, Gewaltprävention, Straftatenreflexion, Gesundheitsförderung und Bewerbungstraining. Ziel war es, gemeinsam mit den Jugendlichen und weiteren Kooperationspartner*innen Anschlussperspektiven zu entwickeln. Insbesondere wohnortnahe Unterstützungen und Hilfen wurden initiiert.

Der Offene Jugendvollzug Göttingen zählte  von 1986 bis 2024 zu einem der wesentlichen Arbeitsfelder der Jugendhilfe Göttingen e.V. Als Abteilung der Jugendanstalt Hameln befindet sich der Offene Jugendvollzug auf dem Göttinger Leineberg.

Viele der jugendlichen Inhaftierten sind in ihrem bisherigen Leben auf Grund vielfältiger Belastungen und Problemlagen im Schul- und Berufsalltag wie im privaten Leben gescheitert.

Das Jugendhilfe-Team bot den jungen Insass*innen während ihrer Haftzeit vielfältige sozialpädagogische Unterstützungsangebote und berufsfördernde Hilfen.

Hierzu zählten:

Sport- und freizeitpädagogische Maßnahmen

Schwerpunkt der freizeitpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen im Offenen Jugendvollzug bildeten zahlreiche Sport- und Fitnessangebote. Die konkreten Aktivitäten waren vielfältig und orientierten sich an den Interessen, Bedürfnissen und persönlichen Anforderungen der Jugendlichen. Neben Fußball, Volleyball, Basketball, Joggen etc. fanden zusätzlich erlebnispädagogische Angebote und soziale Gruppenaktivitäten statt. Genauso wurden verschiedene Musik-, Kunst- und Kreativangebote mit den Inhaftierten durchgeführt.

Die Sport- und Freizeiterziehung war konzeptioneller Bestandteil der Arbeit des Offenen Jugendvollzugs.

Übergangsmanagement und Unterstützung im Entlassungsprozess

Dem Prozess der Haftentlassung kommt eine wichtige Bedeutung zu. Im Rahmen des Übergangsmanagements wurden bereits während der Haftzeit gemeinsam mit den Jugendlichen private, schulische und berufliche Anschlussperspektiven entwickelt. Am künftigen Heimatort wurden Hilfen und Unterstützung initiiert. Schul-, Ausbildungs- oder Arbeitsplätze wurden frühzeitig gemeinsam mit Mitarbeiter*innen des Offenen Jugendvollzugs recherchiert und ausgewählt.

Ziel war es, die jungen Menschen mit verlässlichen Ansprechpartner*innen im Entlassungsprozess zu begleiten und dadurch Wege für ein künftiges Leben ohne erneute Straffälligkeit zu ebnen.

Erzieherische und berufsfördernde Maßnahmen

Mit dem Programm Café (ProCa) bot die Jugendhilfe Göttingen in Kooperation mit der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) bis 2023 eine berufsvorbereitende Gastronomieausbildung innerhalb des Offenen Jugendvollzugs an. Diese diente als praktisches Übungsfeld und Anlernbetrieb mit den Bereichen Ein- und Verkauf, Zubereitung von Speisen und Service.

Das ProCa war gleichzeitig ein zentraler Kommunikationsort und Treffpunkt für Insass*innen, Mitarbeiter*innen und externe Besuchergruppen.

Gegen ein geringes Entgelt und nach vorheriger Anmeldung konnten wochentags montags bis freitags in der Mittagszeit frisch zubereitete Speisen eingenommen werden.

Gleichzeitig bot das ProCa auch Catering und entsprechende Serviceleistungen für Kund*innen von außerhalb an.

Medienpädagogische Maßnahmen

Zur aktiven Freizeitgestaltung vieler junger Insass*innen zählten genauso unterschiedliche medienpädagogische Angebote. Herausragend war das Projekt „Leinefischer im Netz“, das mit dem Deutschen Engagementpreis 2017 ausgezeichnet wurde.

In Kooperation mit dem Stadtteilbüro Leineberg und der Ländlichen Erwachsenenbildung (LEB) arbeiteten Jugendliche aus dem Offenen Jugendvollzug mit Senior*innen aus dem angrenzenden Stadtteil Leineberg.

Das Projekt „Leinefischer im Netz“ ermöglichte Senior*innen einen sanften Einstieg im Umgang mit dem Computer. Der Dialog zwischen Generationen wurde gefördert und die Wiedereingliederung der Jugendlichen in die Gesellschaft unterstützt.

Gesundheitsfördernde Maßnahmen

Gesundheitsförderung und Gesundheitstraining im Offenen Jugendvollzug zielen auf die Stärkung von persönlichen und sozialen Kompetenzen in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Stressregulation und psychosoziale Gesundheit bei jungen Menschen.

Gesundheitsbewusstes Handeln setzt eigene Verantwortungsübernahme voraus. Es soll daher gezielt entwickelt, erhalten und gefördert werden.

Mit den Projekten SPRINT und Gesundheitscoaching im Team (GeCT) hat die Jugendhilfe Göttingen e.V. besondere Gesundheitstrainings zur gezielten Gesundheitsförderung für sozial benachteiligte junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren entwickelt. Diese wurden erfolgreich in die Arbeit des Offenen Jugendvollzugs implementiert.

Durch den Aufbau vielfältiger Kontakte und in der Zusammenarbeit mit externen Einrichtungen und Trägern der Sozial- und Bildungsarbeit wurde den jungen Inhaftierten die Eingliederung in die Gesellschaft erleichtert.

Die Anlaufstelle Innenstadt war von 2000 bis 2014 Koordinierungs- und Clearingstelle zum Thema „Schulverweigerung“ für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer*innen in der Region Göttingen.

Schulverweigerung ist häufig ein Symptom und damit oft auch Ausdruck einer dahinter liegenden Angst, Störung oder eines Konfliktes. Betroffene erhielten hier Unterstützung und Rat durch kompetente Ansprechpartner*innen. Die Unterstützung reichte von der Entwicklung (erster) konkreter Schritte und individueller Maßnahmen bis hin zur Begleitung zu anderen Diensten und Einrichtungen.

Dieses Projekt ist abgeschlossen. An seine Stelle ist das Projekt „Jugend Stärken“ getreten.

Insbesondere Stadtteile mit hoher Bewohnerfluktuation und bezahlbaren Mietwohnungen wie die Göttinger Weststadt werden in den nächsten Jahren noch stärker als bisher als Wohnorte von Menschen mit Fluchtgeschichte nachgefragt. „Ankommen und Leben in der Weststadt“  zielte darauf ab, die Aufwachs- und Lebensbedingungen in der Weststadt für Kinder und Jugendliche aus sozial und durch Flucht belasteten Familien zu verbessern.

Gemeinsam mit den Akteur*innen vor Ort (u.a. Weststadtkonferenz) und den bereits in der Weststadt lebenden Menschen wurden Strategien erprobt und entwickelt, die das Zusammenleben von Neu- und Altbewohner*innen nachhaltig fördern und unterstützen. Das Weststadtzentrum  in der der Pfalz-Grona-Breite 84 wurde hierbei als zentrale Kontakt- und Anlaufstelle für alle Themen rund um das künftige Zusammenleben der verschiedenen Bewohnergruppen (u.a. Altbewohner*innen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus den 90er Jahren, Neu-Flüchtlinge) im Stadtteil ausgebaut.

„Ankommen und Leben in der Weststadt“ wurde gefördert aus Mitteln des Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie und in Zusammenarbeit mit LAG Soziale Brennpunkte Niedersachsen e.V. umgesetzt.

Die Arbeit dieses Projektes wird im Weststadtzentrum fortgeführt.

„Ein Platz für Gemeinschaft“ nahm die besondere Lebenssituation von zugewanderten Mitbürger*innen, die im Göttinger Iduna-Zentrum zu Hause sind in den Blick. In diesem Integrations- und Beteiligungsprojekt standen vordringlich zugewanderte Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren und Frauen mit Roma-Hintergrund im Fokus der pädagogischen Arbeit. Als Treffpunkt und neuer Lern-und Erlebnisraum dienten Projekträumlichkeiten im Parterre des Iduna-Zentrums.
Diese wurden im September 2014 gemeinschaftlich umgestaltet und verschönert.

Erstmalig gab es damit Begegnungsmöglichkeiten, die das gegenseitige Kennenlernen zuließen, Gelegenheit gaben für Austausch und wichtige Voraussetzungen für die wechselseitige Akzeptanz der Bewohnerschaft untereinander schafften.

„Ein Platz für Gemeinschaft“ setzte sich für ein vielfältiges, gesellschaftliches Zusammenleben ein.

Die Arbeit dieses Projektes wird heute im FIZ-Familientreff Iduna-Zentrum fortgeführt.

Ein erheblicher Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist durch sprachliche Defizite in der Bildungssprache in ihrem schulischen Lernerfolg deutlich benachteiligt. Dies führt dazu, dass diese Kinder zahlenmäßig an höheren Bildungsgängen unterrepräsentiert sind und an niedrigen Bildungsgängen überrepräsentiert sind.

Feriensprachcamps können als ergänzendes Element eines schulischen Sprachförderkonzeptes zu einem besseren Bildungserfolg beitragen.

Der Jugendhilfe Göttingen e.V. ist es gelungen im Zeitraum von vier Jahren fünf Feriensprachcamps für Vor- und Grundschulkinder zu realisieren. Mit diesem wichtigen zusätzlichen Sprachförderangebot konnten 145 Kinder erreicht werden. Mit wie viel Freude und Begeisterung die Kinder auch in den Ferien gelernt haben sehen Sie in den folgenden Kurzfilmen.

Das Modellprojekt „KiSS – Kinder in Schule und Sozialraum“ wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ durch das BMFSFJ gefördert.

Modellhaft wurden an den drei Göttinger Partnergrundschulen Brüder-Grimm-Schule, Egelsbergschule und Hagenbergschule erfolgreiche Methoden und Instrumente zum Demokratie-Lernen und wertschätzenden Umgang mit Vielfalt erarbeitet. Gemeinsam mit allen beteiligten Kooperationspartner*innen ist es gelungen, neue kultursensible und partizipative Lernformen an Schulen weiterzuentwickeln und zusammen mit Sozialraumakteur*innen umzusetzen.

Die Jugendhilfe Göttingen e.V. hat für junge Menschen aus sozial benachteiligten Familien ein spezielles Trainingsprogramm zur Gesundheitsförderung entwickelt. Die Zielgruppe wurde mit den herkömmlichen Maßnahmen und Methoden zur Gesundheitsförderung leider kaum bis gar nicht erreicht. Das Besondere am SPRINT-Gesundheitstraining war der Ansatz einer ganzheitlichen Gesundheitsförderung. Lebenswelt und Ressourcenorientierung bildeten Grundlagen für die praktische Durchführung. Mit den Methoden Bewegung, Selbsterfahrung und Vermittlung von Basiswissen wurde Gesundheitsförderung erlebbar gemacht.

Das Training bot:

  • Gesundheitliche Aufklärung
  • Gesunde Ernährung
  • Drogen- und Suchtprävention
  • Sexualpädagogik
  • Konflikttraining
  • Sport und Bewegung
  • Körperwahrnehmung und Entspannung
  • Erlebnispädagogik

Systematische Gesundheitsförderung wirkte sich positiv auf die zukünftige schulische und berufliche Laufbahn und auch auf das Privat- bzw. spätere Familienleben der Jugendlichen aus.

SPRINT wurde durch die Abt. für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Georg-August-Universität evaluiert und wissenschaftlich begleitet.

Das SPRINT-Training der Jugendhilfe Göttingen e.V. ist durch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) als besonders nachahmenswert (Good Practice) ausgezeichnet worden.

Aufbauend auf den Ergebnissen des SPRINT-Gesundheitstrainings fand Gesundheitsförderung auf Augenhöhe mithilfe des Peer-Ansatzes im Projekt Gesundheitscoaching im Team statt. Jugendliche Insassen im offenen Jugendvollzug konnten dazu motiviert werden selbst als Coachs aktiv zu werden.

Sie vermittelten Gesundheitswissen und gaben Handlungsorientierungen an andere weiter.

Die Stadtteiljugendkasse gehörte zu den 40 Projekten, die vom Bundesarbeitsministerium im Rahmen des Europäischen Jahres 2010 zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung aus 840 Projektanträgen als „Leuchtturmprojekte“ zur Förderung ausgewählt wurden.

Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren erhielten damit die Chance sich aktiv an der Stadtentwicklung in der Göttinger Weststadt zu beteiligen.

Eine StaJuKa-Jury bestehend aus gewählten Jugendlichen wurde gebildet, Stadtteilrundgänge und diverse Workshops veranstaltet, um insgesamt 12.000 € nach eigens entwickelten Vergabekriterien für unterschiedliche jugendrelevante Projektideen im Stadtteil aufzuwenden.

Das Projekt „interkulturelle Weststadtbrücken“ wurde 2006 im Rahmen des Bundesprogramms entimon (gemeinsam gegen Gewalt und Rechtsextremismus) durch das BMFSFJ gefördert.

Das Projekt baute gezielt auf den Ergebnissen der interkulturellen Jugendarbeit im Vorläuferprojekt TOUCH (Toleranz und Chancen) auf. Für Eltern und Familien mit Migrationshintergrund fanden im Göttinger Stadtteil Weststadt niedrigschwellige Bildungsangebote und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung statt. Hervorzuheben ist, dass viele der teilnehmenden Frauen im Anschluss als Multiplikator*innen im Stadtteil wirkten, und so ihr erworbenes Wissen und die erlernten Grundlagen an andere Mütter und Frauen im Stadtteil weitergeben konnten.